Depression – Was kann man als Angehöriger tun?
Eine Depression ist eine sehr ernstzunehmende Erkrankung, die das Fühlen, Denken und Handeln eines Menschen stark beeinflussen und verändern kann.
Eine Depression geht weit über alltägliche Stimmungsschwankungen oder Traurigsein hinaus. Ab einem gewissen Schweregrad ist es für den Betroffenen kaum mehr möglich, alleine aus dem psychischen Tief herauszukommen. Eine Depression kennzeichnet sich unter anderem durch Interessenverlust, Freudlosigkeit, Antriebsmangel, vermindertes Selbstwertgefühl, Gefühle von Schuld, Suizidgedanken und psychosomatische Beschwerden.
Das Erkrankungsbild einer Depression ist auch für die Angehörigen eine große Belastung. Der ihnen als lebensfroh bekannte Partner oder Freund ist fortan geplagt von Lustlosigkeit, Phlegma und innerer Leere. Da sich die Angehörigen in dieser Situation meist hilflos fühlen, entstehen auch bei ihnen Ohnmachts- und Schuldgefühle oder sogar Wut gegenüber dem Betroffenen. Besteht die Depression über einen längeren Zeitraum, so kommt es gerade bei nahe stehenden Personen zu Überlastung und Erschöpfung.
Die nachfolgenden Informationen richten sich an Angehörige von depressiv erkrankten Menschen, die möglicherweise nicht wissen, wie sie mit dieser Krankheit umgehen sollen und was sie tun können, um sich selbst zu schützen.
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Das kann depressiv Erkrankten helfen
Als ersten Schritt ist es wichtig, dass Angehörige ein gewisses Verständnis entwickeln und dem Betroffenen gegenüber äußern. Eine Depression ist kein Ausdruck fehlenden Willens sondern eine klar definierte Erkrankung. Sie kann nicht durch eine entsprechende Willensanstrengung überwunden werden.
Eine Depression ist jedoch gut behandelbar! So sollten Angehörige dem Erkrankten deutlich machen, dass er ernst genommen wird, ohne aber die Situation zu überdramatisieren. Außerdem sollte ihm vermittelt werden, dass seine Zukunft nicht aussichtslos ist und ihm definitiv geholfen werden kann. Angehörige sollten den Erkrankten ganz besonders in dessen Entscheidung unterstützen, sich ärztliche Hilfe zu suchen, denn das wäre auch die normale Reaktion auf jede andere Krankheit.
Depressive Menschen erleben ihren Zustand oft nicht als Erkrankung sondern suchen die Schuld für ihren Zustand bei sich oder befürchten als „verrückt“ oder „nicht normal“ zu gelten und suchen sich deshalb keine professionelle Hilfe.
Wenn der Betroffene selbst nicht mehr in der Lage ist Hilfe zu suchen, zum Beispiel aufgrund von Antriebsmangel oder aufgrund einer Perspektivlosigkeit, sollten die Angehörigen ihn unterstützen. Sie können zum Beispiel helfen, einen Arzt oder Psychologen zu finden, Termin vereinbaren, ihn zu den Terminen begleiten und Absprachen für eine bessere Verbindlichkeit (Einhalten von Terminen) treffen.
Geduld ist wichtig im Umgang mit depressiv erkrankten Menschen. Krankheitsimmanent (durch die Depression selbst bedingt) verliert der depressive Mensch immer wieder die Hoffnung auf eine Besserung, da negative Gefühle übermäßig stark sind. Depressiv Erkrankte müssen deshalb immer wieder daran erinnert werden, dass eine Depression eine Erkrankung ist, die gut und mit unterschiedlichen Mitteln sehr effektiv behandelt werden kann.
Mit zunehmenden Grad der Depression engt sich auch das Denken des depressiven Menschen ein und konstruktive Diskussionen werden schwieriger. Es ist deshalb wichtig, einfache und klare Botschaften zu senden. Krankheitssymptome wie Antriebsmangel und Anhedonie (Freudlosigkeit) sollten nicht dazu führen, dass hieraus Vorwürfe erwachsen. Zwar ist es wichtig, den Betroffenen darin zu unterstützen, eine Tagesstruktur aufrechtzuhalten oder wiederaufzubauen (zum Beispiel morgens aufzustehen), zeitgleich kann der Vorwurf auch zur Verstärkung von Scham- und Schuldgefühlen führen.
Bieten Sie Ihre Hilfe niederschwellig an und betonen Sie, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Zwar sollten Sie Krankheitssymptome als solche akzeptieren, dies bedeutet jedoch nicht, dass Sie ungünstige (dysfunktionale) Verhaltensweisen des Erkrankten unterstützen und aufrechterhalten sollten. Auch gegenüber depressiv Erkrankten können und sollen Regeln und eigene Wünsche geäußert werden.
Unterstützen Sie den Erkrankten bei der Auswahl geeigneter Therapieverfahren, Ärzte, Psychologen und Kliniken. Schränken Sie den Patienten hierbei nicht in seiner Autonomie ein. Prinzipiell gilt, dass eine psychotherapeutische Behandlung umso besser funktioniert, je intrinsischer (von innen heraus kommend) die Motivation des Patienten ist.
Optimalerweise begleiten Sie den Betroffenen in seiner Entscheidungsfindung, aber lassen ihn selbst entscheiden. Nur bei höhergradigen depressiven Störungen, bei welchen die Entscheidungsfindung durch die Erkrankung selbst erschwert ist und große Ambivalenz und zuletzt Handlungsunfähigkeit vorkommen können, ist es erforderlich, direktiver und aktiver bei der Therapieplanung mitzuwirken.
Bei schweren depressiven Störungen verliert der Erkrankte die Hoffnung auf Besserung und ist einer rationalen Diskussion in der Regel nicht mehr zugänglich. Aus der Perspektivlosigkeit und auch aus Schuldgefühlen heraus („ich möchte niemand mehr zur Last fallen“) entstehen zunächst passive Lebensüberdrußgedanken („so will ich nicht weiter machen“) und auch Suizidgedanken („ich tue mir etwas an“). Suizidäußerungen müssen immer ernstgenommen werden!
Eine Depression ist eine potentiell lebensbedrohliche Erkrankung. Äußere Zeichen, die auf Suizidgedanken hinweisen können, sind zum Beispiel, wenn depressive Menschen plötzlich anfangen, ihr Leben zu ordnen oder beginnen, Abschied zu nehmen. Diese Zeichen müssen unbedingt ernst genommen und es sollte dringend professionelle Hilfe von außen geholt werden. Suizidalität sollte angesprochen werden – eine offene oder direkte Frage „triggert“ keine Suizidgedanken. Wenn konkrete Suizidgedanken oder -pläne geäußert werden, sollten Angehörige handeln, um eine akute Eigengefährdung abzuwenden:
- Die Situation ernstnehmen
- Einen Notarzt und/oder die Polizei rufen
- Das Gespräch in Gang halten
- Die Person nicht alleine lassen, bis Hilfe vor Ort ist
- Gefährliche Gegenstände beseitigen oder gefährliche Situationen antizipieren und vermeiden
Suizidalität ist ein Krankheitssymptom der Depression und kein Ausdruck einer freien Willensbildung!
Das kann Angehörigen eines depressiv Erkrankten helfen
Für Angehörige ist es wichtig, die depressiven Symptome als Krankheit akzeptieren und im Zuge dessen nicht zu resignieren, auch wenn die Situation schwierig erscheint. Eine Depression ist durch ganz unterschiedliche Behandlungsansätze sehr gut therapierbar.
Angehörige sollten sich gut über die Krankheit informieren und sich auch von einem Arzt oder Psychologen beraten lassen, wenn sie mit der Situation überfordert sind. Wenn die Erkrankung, ihre Symptome und die Auswirkungen auf das familiäre System besser verstanden werden, können Angehörige bessere Strategien zum Umgang mit der Depression entwickeln und den Betroffenen besser unterstützen.
Es gibt Angehörigengruppen depressiv Erkrankter, die den Austausch unter Betroffenen ermöglichen und konkrete Handlungsempfehlungen geben können. Auch Hilfe von außen sollte angenommen werden, sei es von Spezialisten oder auch von Freunden und Bekannten, da höhergradige depressive Störungen familiäre Systeme überfordern können, auch wenn eigentlich viele Ressourcen vorliegen.
Lässt sich der depressiv Erkrankte dazu ermutigen, professionelle Hilfe anzunehmen, werden auch die Angehörigen oftmals entlastet. In manchen Fällen ist es sogar sinnvoll, gemeinsam an gewissen Behandlungsangeboten, wie zum Beispiel den Angehörigengesprächen oder einem Paargespräch oder Familiengespräch mit systemischer Betrachtung der Situation teilzunehmen.
Auch Angehörige müssen auf ihre eigenen Kräfte und Ressourcen achten! Im direkten Kontakt mit einem depressiv Erkrankten, kann es dem Angehörigen egoistisch vorkommen, wenn er seinen Hobbys oder seinem Sport nachgeht. Es ist jedoch keinem geholfen, wenn ein Angehöriger seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigt, selbst in eine Überforderung gerät und zunehmend die Kraft verliert, die er bei der Unterstützung des Erkrankten dringend benötigt.
Tipps für Angehörige - Ein Überblick
- Bieten Sie niederschwellig Ihre Hilfe an
- Ziehen Sie einen Arzt zu Rate
- Bewahren Sie Geduld, auch wenn es schwerfällt
- Akzeptieren Sie die Depression als Erkrankung
- Äußern Sie dem Betroffenen gegenüber Verständnis, aber unterstützen Sie keine dysfunktionalen (ungünstigen, sinnlosen) Systeme
- Unterstützen Sie den Betroffenen bei der Wahl von Ärzten und Psychologen, Kliniken oder therapeutischen Ansätzen ohne ihn dabei zu bevormunden
- Nehmen Sie Suizidgedanken ernst und holen Sie unbedingt professionelle Hilfe
- Werden Sie Spezialist der Krankheit, indem Sie sich umfassend informieren und beraten lassen
- Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Ressourcen zur Aufrechterhaltung Ihrer eigenen Kräfte!
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