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Die zehn häufigsten Phobien

Phobien – jeder hat diesen Begriff schon einmal gehört, denn Phobien gehören zum Alltag vieler Menschen. Doch was sind Phobien überhaupt, welche Formen gibt es und wie lassen sie sich behandeln?

Das Wort „phobos“, von dem sich der Begriff „Phobie“ ableitet, stammt aus dem altgriechischen und lässt sich übersetzen als Furcht oder Schrecken. Phobien sind überdurchschnittlich starke Ängste vor bestimmten Objekten oder Situationen. Die meisten Betroffenen wissen, dass ihre Angst unbegründet ist, da die Situationen, objektiv betrachtet, keine Gefahr darstellen.

Angst an sich ist ein ganz natürlicher Reflex, welcher für uns Menschen eine wichtige Schutzfunktion übernimmt. In gefährlichen Situationen ist es das Gefühl der Angst, das uns dazu veranlasst, die Flucht zu ergreifen und vor Bedrohungen zurückzuschrecken. Hätten wir keine Angstgefühle, so würden wir sehr wahrscheinlich in einigen Situationen zu waghalsig und riskant handeln. Im Laufe der Evolution hat die Angst somit eine wichtige Schutzfunktion erfüllt.

Wenn die Angst jedoch überdurchschnittlich stark ist, überwertigen und irrationalen Charakter bekommt und die Patienten in ihrer Lebensqualität eingeschränkt werden, bekommt die Angst einen Krankheitswert. Man spricht dann von einer Phobie.

Was sind Phobien?

Grundsätzlich werden Phobien von anderen Angststörungen abgegrenzt. Phobische Ängste sind immer auf eine besondere Situation oder ein spezifisches Objekt gerichtet. Bei anderen Ängsten, wie zum Beispiel bei einer generalisierten Angststörung ist dies anders: Hier sind die Ängste diffus und ungerichtet.

Prinzipiell können Ängste auf unendlich viele Dinge gerichtet sein, der Krankheitswert mancher spezifischer Phobie ist jedoch fraglich. Entscheidend ist hierbei, ob aus der Angst Beeinträchtigungen im Alltag entstehen oder Vermeidungsverhalten folgt. Beispielsweise ist eine Spritzenangst (Trypanophobie) in der Bevölkerung recht verbreitet. Wer selten Blutentnahmen bekommt, leidet jedoch kaum darunter. Anders verhält es sich bei einem insulinpflichtigen Diabetiker, der sich jeden Tag mehrfach spritzen muss. Hier bekommt die Phobie plötzlich eine große Bedeutung.

Entscheidend ist auch die Ausprägung. Viele Menschen haben zumindest Respekt vor Spinnen und würden diese beispielsweise nicht mit der bloßen Hand anfassen. Wer jedoch Räume nicht mehr betreten kann, aus Angst es könnte evtl. eine Spinne im Raum sein, leidet unter irrationalen Ängsten, die ihn oder sie in der Autonomie und Lebensqualität einschränken.

Phobische Ängste werden von körperlichen Symptomen, wie beispielsweise Herzrasen, Schweißausbrüchen, Erröten, Zittern oder Ohnmachtsgefühlten begleitet. Diese vegetativen Symptome werden wiederum wahrgenommen und verstärken die Ängste. Durch das negative Erlebnis werden die Phobiker in ihrer Lebensqualität und Handlungsfreiheit eingeschränkt und vermeiden in der Folge alle Situationen, in denen die angstbesetzte Situation (oder der Gegenstand) auftreten könnte. Die Konsequenz ist Vermeidungsverhalten und sozialer Rückzug.

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Welche Phobien gibt es?

Man kann Phobien in drei Hauptformen unterteilen:

  • Agoraphobie
  • Spezifische Phobie
  • Soziale Phobie

Bei der Agoraphobie handelt es sich um Ängste vor dem Aufenthalt auf öffentlichen (weiten) Plätzen oder in größeren Menschenansammlungen. Die Angst besteht hier vor allem darin, aus der Situation nicht flüchten zu können, also keinen sicheren Rückzugsort zu haben.

Zu den spezifischen Phobien zählen Ängste vor spezifischen Objekten oder besonderen Situationen. Im Grunde genommen können Menschen bezüglich jeder Situation und jedes Objektes eine Phobie entwickeln. Beispiele hierfür wären z.B. der Kontakt zu Tieren wie Spinnen oder Hunden, aber auch der Besuch beim Zahnarzt oder Spritzen, wie auch die Angst vor Erbrechen, Erröten oder körperlicher Entstellung.

Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine krankhafte Angst, in sozialen Situationen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Die soziale Phobie wird als eigene, größere Krankheitsentität verstanden (eigene Erkrankung, die sich von anderen Erkrankungen gut abgrenzen lässt). Sozialphobische Menschen haben Angst, von anderen abgelehnt zu werden, den Erwartungen nicht zu entsprechen und sich zu blamieren.

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Die Anzahl möglicher Phobien ist sehr groß. Im Folgenden werden die zehn häufigsten Phobien kurz vorgestellt und erläutert.

Agoraphobie

Die Agoraphobie wird auch oft als “Platzangst” oder “Raumangst” bezeichnet, was jedoch irreführend ist, da Betroffene nicht vorrangig Angst vor engen und kleinen Räumen haben, sondern vor großen und öffentlichen Plätzen. Personen mit Agoraphobie fürchten, in schwierigen Situationen keine Flucht- oder Rückzugsmöglichkeit mehr zu haben.

Im Kern der Agoraphobie steht die Angst, die Kontrolle zu verlieren und sich auffällig zu benehmen und lächerlich zu machen. Befürchtungen sind zum Beispiel ohnmächtig zu werden, zu erröten, Wasser lassen zu müssen oder unangenehm aufzufallen. Die Agoraphobie ist häufig Folge von Panikattacken, wo die Betroffenen erleben müssen, dass die Panikattacke völlig unvermittelt über sie kommt und es keinen geeigneten Rückzugsort gibt. Agoraphobische Ängste führen meist zu Vermeidungsverhalten und Rückzug.

Klaustrophobie

Menschen mit einer Klaustrophobie haben Angst vor engen oder geschlossenen Räumen. Beispiele dafür sind Aufzüge, überfüllte Bahnen, Flugzeuge, aber auch Umkleiden, Kellerräume oder kleine Zimmer. Die Betroffenen fühlen sich eingesperrt, haben das Gefühl nicht entfliehen zu können oder zu ersticken.

Oft wird ein Vermeidungsverhalten entwickelt und alles dafür getan, dass diese Situationen umgangen werden. Ein Beispiel für dieses Vermeidungsverhalten wäre es, in einem Hochhaus lieber die Treppe anstelle des Aufzuges zu nehmen oder auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu verzichten.

Soziale Phobie

Bei der sozialen Phobie – die auch soziale Angststörung genannt wird – haben die Betroffenen starke Angst, in sozialen Situationen im Mittelpunkt zu stehen und unangenehm aufzufallen. Oft ist die soziale Phobie Folge eines niedrigen Selbstwertes und einer verringerten Selbstwirksamkeitserwartung, also der inneren Überzeugung, Situationen selbst erfolgreich lösen zu können.

Übergreifend steht die soziale Phobie für unterschiedliche Angstsituationen. Klassisch für eine soziale Phobie sind:

– die Angst eine Rede zu halten

– die Angst im Mittelpunkt zu stehen

– die Angst vor Kritik

– die Angst vor Nähe zu anderen Menschen

– die Angst vor Prüfungssituationen

– die Angst vor Kontakt zum anderen (begehrten) Geschlecht.

Bei Exposition (Eintreten der angstbesetzten Situation) kommt es meist zu vegetativen Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Erröten, Übelkeit, Harndrang u.ä., die von dem Betroffenen wiederum wahrgenommen werden und welche die Angst weiter verstärken. Es kommt zu einer Verstärkung im Angstkreislauf.

Auch hier kommt es zu Vermeidungsverhalten, um die unangenehmen Situationen zu umgehen, woraus eine „Angst vor der Angst“ genährt wird. Soziale Phobien können eine eigene Erkrankung darstellen, sie können jedoch auch als Symptom einer anderen Erkrankung, wie zum Beispiel einer Depression, auftreten.

Akrophobie

Akrophobie – umgangssprachlich auch Höhenangst genannt – ist eine überdurchschnittlich große und anhaltende Angst vor der Höhe bzw. dem Blick in die Tiefe. Ein gewisses Maß an Respekt vor der Höhe ist uns angeboren und stellt auch einen Schutzmechanismus dar.

Bei Menschen mit einer Akrophobie ist diese Angst stärker ausgeprägt. Sie haben beim Blick in die Tiefe Angst die Kontrolle zu verlieren und zu stürzen. Das Betreten von Hochhäusern, Brücken oder Aussichtstürmen wird zum Problem. Hierbei gibt es graduelle Unterschiede von bloßem Unbehagen bis zur Unfähigkeit, sich frei zu bewegen.

Aviophobie

Die Aviophobie – oder auch Flugangst genannt – ist eine sehr verbreitete Phobie. Obwohl Fliegen eine der sichersten Verkehrsarten ist, leiden viele Menschen unter Aviophobie und haben ein mulmiges Gefühl, wenn sie ein Flugzeug betreten. Oft reicht schon der bloße Gedanke an den bevorstehenden Flug, um Panik auszulösen. Führend ist die Angst vor einem möglichen Flugzeugabsturz. Aber auch die Angst, die Kontrolle abzugeben und nicht mehr eingreifen zu können, führen zu Aviophobie. Mehrere Fluggesellschaften (wie etwa die Lufthansa) bieten explizit Kurse für Menschen mit Flugangst an. Von den Krankenkassen wird die Behandlung einer Aviophobie meist nicht erstattet.

Arachnophobie

Arachnophobie ist die weitverbreitete Angst vor Spinnen. Entwicklungsgeschichtlich hat die Angst des Menschen vor gewissen Insekten durchaus eine Berechtigung, in der heutigen Zeit hingegen ist die Angst vor Spinnen in unserem Alltag unbegründet. Menschen mit einer Arachnophobie können so große Ängste entwickeln, dass sie Räume nicht mehr betreten aus Befürchtung, es könnte eine Spinne im Raum sein. Hier hat die Angst einen irrationalen Charakter angenommen, der den Betroffenen in seinem Bewegungsradius einschränkt.

Dentophobie

Die Dentophobie (auch Dentalphobie oder Zahnbehandlungsphobie) ist die bekannte Phobie, bei der die Patienten eine überdurchschnittlich große Angst davor haben, zum Zahnarzt zu gehen. Dentophobiker haben Angst vor jeglicher zahnärztlichen Behandlung, möglichen Schmerzen, Spritzen und Bohren. Sie fühlen sich auf dem Behandlungsstuhl förmlich ausgeliefert und reagieren stark vegetativ (Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit u.a.).

In besonders schweren Fällen vermeiden Menschen mit einer Dentophobie jeglichen Zahnarztbesuch und gefährden damit ihren Zahnstatus und evtl. wegen verschleppter Entzündungen sogar ihre körperliche Gesundheit.

Emetophobie

Bei der Emetophobie handelt es sich um die Angst vor jeglicher Art des Erbrechens. Die Betroffenen haben Angst sich übergeben zu müssen, dabei kann es egal sein, ob dies alleine oder in Anwesenheit anderer geschieht. Die Angst kann sich dahingehend ausweiten miterleben zu müssen, wie andere sich übergeben.

Emetophobische Ängste können auch mit agoraphobischen oder sozialphobischen Ängsten gekoppelt sein. Die Kopplung von vegetativen Symptomen der Angst, wie Übelkeit und Schwindel, verstärkt emetophobische Ängste.

Dysmorphophobie

Bei einer Dysmorphophobie handelt es sich bei genauer Betrachtung um eine Körperschemastörung (zu der auch manche Essstörungen gehören). Erkrankte fühlen sich in ihrem Körper unwohl oder halten ihren Körper oder einzelne Körperteile sogar für entstellt. Dabei gibt es objektiv keinen Schönheitsmakel. Personen, die unter dieser speziellen Phobie leiden, machen sich überdurchschnittlich viele Sorgen um ihr Aussehen und fokussieren sich dabei auf einzelne Körperteile.

Die Phobie kann sich zu einer sehr starken Belastung für den Betroffenen entwickeln. Viele von ihnen ziehen sich immer mehr zurück, da sie Angst haben, abgelehnt zu werden, sich für ihr Aussehen schämen und den Kontakt zu anderen Menschen meiden. Da Menschen mit Dysmorphophobie auch vor operativen Eingriffen zur „Korrektur“ nicht zurückschrecken, lehnen Schönheitschirurgen Operationen bei dem Verdacht auf eine dysmorphophobe Störung in aller Regel ab.

Hypochondrie

Der Begriff Hypochondrie steht für die überdurchschnittlich große Angst, krank zu sein oder sich zu infizieren. Die an Hypochondrie Leidenden interpretieren (reale) körperliche Symptome oft falsch und suchen wiederholt Ärzte auf, um sich ihrer Gesundheit versichern zu lassen. Die Lebensqualität der betroffenen Personen ist oft eingeschränkt, da sie sich unablässig mit dem Thema Gesundheit beschäftigen, sich viele Gedanken machen, selbst viel recherchieren und basierend darauf fehlerhafte Eigendiagnosen stellen.

Müssen Phobien behandelt werden und wenn ja, wie?

Klassifizierung und Behandlung von Phobien

Grundsätzlich bedarf nicht jede Phobie zwingend einer Behandlung. Es gibt Phobien, wie beispielsweise die Schlangenphobie, welche nur selten zu Problemen und Einschränkungen im Alltag führen und daher nicht zwangsläufig behandelt werden müssen. Mit derartigen, vergleichsweise unkritischen Phobien können die Betroffenen meist gut und uneingeschränkt leben, da sich die Situationen vermeiden lassen, ohne dass es zu einer Einschränkung im Leben kommt. Leiden die Menschen jedoch stark unter ihrer Phobie oder werden Alltag und Lebensqualität fortlaufend eingeschränkt, so sollten sich die Patienten behandeln lassen.

Höhergradige soziale Phobien und Agoraphobien sollten stets behandelt werden, da sie zur Chronifizierung neigen und da sie in relevanter Weise die Sozialkompetenz des Menschen und seinen Handlungsraum einschränken.

Prinzipiell sind Angsterkrankungen sehr gut behandelbar. Es gibt verschiedene Ansätze eine Phobie zu behandeln. Hierbei hat sich insbesondere die Verhaltenstherapie bewährt. In der Verhaltenstherapie lernt die betroffene Person zunächst die Ängste besser zu verstehen und den Angstkreislauf zu durchschauen, also die Verkettung von Gedanken, Gefühlen, körperlicher Reaktion und Verhalten.

Gemeinsam mit dem Psychologen werden ungünstige Gedankengänge und Verhaltensmuster aufgedeckt, analysiert und alternative Denk- und Handlungsstrategien erarbeitet. Im weiteren Verlauf der Therapie lernt der Patient, sich mit den phobischen Ängsten zu konfrontieren, bis sie in ihrer Intensität abnehmen und besser kontrollierbar werden. Mit der Erfahrung, dass Ängste prinzipiell kontrollierbar sind, gewinnt der Patient dann zunehmend Autonomie und Zuversicht, was den therapeutsichen Prozess beschleunigt.

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Medikamentöse Behandlung von Phobien

Parallel und unterstützend zu der Psychotherapie können auch Medikamente eingesetzt werden, zum Beispiel wenn sich eine depressive Störung aufgrund der Ängste entwickelt hat. Medikamente alleine hingegen, reichen zur Behandlung von Phobien nicht aus.

Bei allen phobischen Ängsten steht eine störungsspezifische Psychotherapie ganz im Vordergrund, in den meisten Fällen ist eine Medikation nicht erforderlich und oft auch nicht hilfreich. Die Psychotherapie kann hingegen durch körpertherapeutische und Entspannungsverfahren unterstützt werden, beispielsweise wenn der Kreislauf der Angst unterbrochen werden soll.

Hilfreich können auch Selbsthilfegruppen sein. Bereits das Wissen, dass auch andere Menschen unter einer Phobie leiden und wie sich diese in schwierigen Situationen zu helfen wissen, bringt oft schon eine große Erleichterung mit sich und der Austausch unter Experten in eigener Sache kann sehr wertvoll sein.

Grundsätzlich lassen sich Phobien sehr gut behandeln und haben eine günstige Prognose, wenn sie professionell behandelt werden. Wichtig ist auch hier, dass längere und komplexere Krankheitsverläufe vermieden werden müssen, um eine Chronifizierung zu vermeiden.

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